Heinz Liebscher

Georg Klaus - ein unbequemer Marxist

Resümee:

Georg Klaus war einer von den Philosophen, die auch außerhalb der Grenzen der DDR bekannt wurden. Seine wissenschaftlichen Leistungen vollbrachte er in zwei Berliner Einrichtungen, an der Humboldt-Universität und an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (später Akademie der Wissenschaften der DDR). Die aktivste Phase der philosophischen Arbeit von Georg Klaus lag in den sechziger Jahren; die fünfziger Jahre, von denen in dem Beitrag die Rede ist, sind jedoch ein wichtiger vorbereitender Zeitabschnitt.
Der Lebensweg von Georg Klaus wurde wesentlich von den politischen Entwicklungen in Deutschland geprägt. Er kämpfte aktiv gegen das Hitler-Regime und verbrachte Jahre im Gefängnis und Konzentrationslager.
Die erste Vorlesung, die wir als Studenten des ersten Studienjahres bei Klaus hörten, war die zur Logik. Klaus räumte mit den althergebrachten Lehrinhalten von philosophischen Logik-Veranstaltungen auf, die er als wissenschaftlich überholt charakterisierte. Das wirkte damals revolutionär und setzte Georg Klaus mancherlei Angriffen von Dogmatikern aus.
Georg Klaus praktizierte eine originäre Arbeits- und Lehrweise.
Soweit Georg Klaus heute erwähnt wird, erscheint er oft als der "Kybernetik-Philosoph" der 60er Jahre. Seine philosophiehistorischen Schriften resultierten mitunter aus einem heftigen philosophischen Meinungsstreit, wie er in den frühen Jahren der DDR-Philosophie gang und gäbe war. Die philosophiehistorischen Arbeiten von Georg Klaus erschöpften sich indessen nicht in gelegentlichen polemischen Eskapaden. Die gediegenen Kenntnisse der antiken, der mittelalterlichen Philosophie, der Philosophie der Aufklärung bis zu seinen Kenntnissen der neueren Philosophiegeschichte brachte Klaus nicht nur in alle seine Arbeiten ein, die systematischen Themen gewidmeten waren, sondern er entfaltete auch eine engagierte editorische philosophiegeschichtliche Arbeit.
Eingehend wird auch gezeigt, dass Georg Klaus für die seinerzeit politisch Herrschenden in der Tat ein "unbequemer" Marxist gewesen ist.